Ragnhild Hemsing - Violine & Hardangerfiedel

BIOGRAPHIE 2023/2024

„Ragnhild Hemsings emotionale Resonanz klingt noch nach,
wenn die Musik schon lange nicht mehr zu hören ist.“
- Julian Haylock

Seit ihrer Kindheit ist die Geigerin und Hardangerfiedlerin Ragnhild Hemsing tief mit der reichen musikalischen Tradition ihres Heimatlandes Norwegen verbunden. Dadurch gelingt es ihr auf einzigartige Weise die typischen Elemente der norwegischen Volksmusik und der klassischen Musik auf jugendliche, frische und vollkommen neue Weise erfolgreich miteinander zu verbinden.

1988 in Valdres geboren, begann Ragnhild Hemsing als Fünfjährige Violine und kurz darauf die traditionelle Hardangerfiedel zu spielen. Später studierte sie am Barratt Due Musikinstitut in Oslo und bei Professor Boris Kuschnir in Wien. Mit nur 14 Jahren debütierte sie sowohl mit dem Philharmonischen Orchester Bergen, als auch beim Symphonieorchester Trondheim mit Mendelssohns Violinkonzert. Seitdem hat sie sich eine internationale Karriere aufgebaut und der Hardangerfiedel auch außerhalb Norwegens zu Bekanntheit verholfen. Hemsings umfangreiches Repertoire an klassischen Werken für Violine und weniger bekannten, komplexen Werken für die Fiedel macht sie zu einer der vielseitigsten Musikerinnen unserer Zeit.

In der Saison 2023/2024 wird Ragnhild Hemsing mit vielfältigen Programmen europaweit zu Gast sein. Im Oktober 2023 spielte sie gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Regensburg im dortigen Theater Geirr Tveitts zweites Konzert für Hardangerfiedel, das auf ihrem Album Bruch + Tveitt enthalten ist. Hemsings Engagements führen sie auch nach Katowice in Polen, wo sie mit dem Nationalen Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks ein besonderes Arrangement von Griegs Peer Gynt aufführen wird. Darüber hinaus wird sie in der Grieghalle in Bergen das erste Violinkonzert von Philip Glass zusammen mit den Bergen Philharmonikern spielen. Ein weiterer Höhepunkt wird Hemsings Debüt im Brighton Dome mit den Brighton Philharmonikern unter der Leitung des Dirigenten Adam Hickox im April 2024 sein. Eine Tournee mit den Trondheim Soloists führt die Künstlerin erneut nach Deutschland mit Konzerten u.a. in München und Fürth. Gemeinsam mit dem Württembergischen Orchester Reutlingen wird Ragnhild Hemsing in Reutlingen und bei den Gezeitenkonzerten in Ostfriesland auftreten. Im Bereich der Kammermusik wird sie mit einigen ihrer langjährigen Partner wie dem Cellisten Benedict Klöckner und dem Akkordeonisten Bjarke Mogensen auch in Deutschland zu hören sein.
Ein besonderer Höhepunkt der Saison wird Hemsings Residency beim Bergen International Festival sein. Als erste Hardangerfiedlerin, die beim Festival zu Artist in Residence ernannt wurde, wird sie dort im Mai und Juni mehrere Konzerte geben, zusammen mit renommierten Künstlern wie Mathias Eick, Mats Eilertsen, Tor Espen Aspaas und dem Ensemble Barokkanerne.

In der vergangenen Saison debütierte Hemsing u.a. bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, beim MDR-Musiksommer, in der Kölner Philharmonie, im Musée d’Orsay und beim Sinfonieorchester Wuppertal, wo sie die Saison eröffnete. Auf einer Deutschland-Tournee mit den Trondheim Soloists zog sie mit Griegs Peer Gynt das Publikum in ihren Bann. Außerdem kehrte Hemsing auf Einladung des Amelia Island Chamber Music Festival in die USA zurück. Sie trat sowohl kammermusikalisch als auch als Solistin mit Orchester bei den renommierten Weilburger Schlosskonzerten auf und folgte (Wieder-) Einladungen der Nürnberger Symphonikern, des deutschen Barockorchesters L’arte del mondo, der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, des Tallinn Chamber Orchestra, des Norwegischen Rundfunkorchesters (KORK), der Trondheim Soloists, des Kristiansand Orchestra und des norwegischen Barockensembles Barokkanerne.

Wichtige Debüts der letzten Jahre waren Konzerte mit den Göteborger Symphonikern, der NDR Radiophilharmonie Hannover, dem MRD-Sinfonieorchester unter Kristjan Järvi, den Nürnberger Symphonikern, dem Philharmonischen Orchester Freiburg, dem Residentie Orkest Den Haag, dem Philharmonischen Orchester Tampere unter Santtu-Matias Rouvali, dem Belgischen Nationalorchester und den Düsseldorfer Symphonikern, sowie Auftritte im Kennedy Center in Washington D.C., in der Tonhalle Düsseldorf, der Tonhalle Zürich, beim Beethovenfest Bonn, dem Risør Chamber Music Festival und den Schwetzinger SWR Festspielen und im St. Petersburger Mariinsky Konzertsaal.

Ihr Album Røta („Wurzeln“ in ihrem regionalen Dialekt) mit Werken klassischer norwegischer Komponisten sowie traditioneller Volksmusik für Violine und Hardangerfiedel erhielt hervorragende Kritiken. Es war ihr erstes Album, das beim Label Berlin Classics erschien, wie seitdem alle nachfolgenden auch. „Fast zu schön, um wahr zu sein“, urteilte der Journalist Stephan Bartels, während Alain Steffen in der Musikzeit­schrift Pizzicato schrieb: „Ragnhild Hemsing spielt alle Stücke mit viel Liebe und Sorgfalt, technisch makellos, aber immer im Sinne eines traditionell norwegischen Geistes. Die Reinheit der Musik und die meditative Kraft, der Farbenreichtum und die kargen, aber warmen Seelenbilder stellen sich wie von selbst ein und bieten dem Hörer ein intensives und wirklich schönes Hörerlebnis [...]“
Im Frühjahr 2022 erschien ihr Album mit den Trondheim Soloists, auf dem Edvard Griegs berühmte Bühnenmusik zu Peer Gynt zu hören ist. Dieses neu in Auftrag gegebene Arrangement für Violine und Hardangerfiedel von Tormod Tvete Vik wurde beim Bergen International Festival im Mai 2021 uraufgeführt und von Publikum und Presse gleichermaßen euphorisch aufgenommen. Das Album wurde zu einem großen Erfolg auf den digitalen Plattformen Spotify und Apple Music und erreichte hohe Streaming-Zahlen. Anfang 2023 veröffentlichte Hemsing ihr Album Bruch + Tveitt, eine Einspielung von Bruchs Violinkonzert und dem zweiten Konzert für Hardangerfiedel von Geirr Tveitt zusammen mit der Bergener Philharmonie.
Hemsings viertes Album beim Label Berlin Classics, Vetra, erschien im November 2023. Auch hier spielt sie erneut sowohl Violine als auch Hardangerfiedel, welche ihre klassische und volksmusikalische Identität repräsentieren – ein Merkmal ihres gesamten Schaffens. Vetra ("Winter" in ihrem regionalen Dialekt) präsentiert unbekannte und selten gespielte Melodien und Werke, die im 19. Jahrhundert in Hemsings Heimatregion Valdres von Ludvig Mathias Lindeman gesammelt wurden. Auf dem Album wird dieses kulturelle Erbe auf moderne Art und Weise wieder hörbar gemacht. Außerdem sind erstmalig zwei von Hemsings eigenen Kompositionen, "Vetrahalling" und "Vinterstemning", auf einem Album zu hören. Diese und weitere Stücke wurden zusammen mit Tormod Tvete Vik arrangiert und mit renommierten Musikern wie Mathias Eick und Ole und Knut Aastad Braten aufgenommen. Letztere spielen die "Langeleik", ein weiteres traditionell norwegisches Instrument, das der Zither ähnelt. Das Album wurde ebenfalls von der Presse gut aufgenommen. Susanne Schmerda von BR-Klassik, wo es zum Album der Woche gekürt wurde, nannte es ein „stimmungsvolles, atmosphärisch dichtes Album zwischen Folk und Klassik, das Lust auf den Winter und die Adventszeit macht und uns mitnimmt in den hohen Norden“ und Stephan Schwarz-Peters von Rondo schrieb: "Auf ‚Vetra‘ hat sie nun den gelungenen Versuch unternommen, uralten Klängen neuen Atem einzuhauchen, Geschichten aus fernen Jahrhunderten auf zeitgemäße Weise zu erzählen. Der Schatz, auf den sie dabei zurückgegriffen hat, würde noch Stoff für Dutzende weitere Alben liefern.“
Ihre Aufnahme von Johan Halvorsens Fossegrimen op. 21 mit dem Philharmonischen Orchester Bergen und Neeme Järvi (Chandos) erhielt von der internationalen Fachpresse großen Zuspruch. Seit dieser Aufnahme verbindet die beiden eine enge Zusammenarbeit. Neeme Järvi lud die junge Künstlerin unter anderem ein, im Februar 2012 beim Staatlichen Symphonieorchester Estlands zu debütieren. Auch Ragnhild Hemsings Alben Northern Timbre (Label: 2L) und YR mit Tor Espen Aspaas, stießen bei Presse und Publikum auf große positive Resonanz. Die jüngste CD des Duos, Beethoven‘s Testaments of 1802 (2L), erhielt begeisterte Kritiken. „Obwohl Beethoven auf viele Arten gespielt werden kann, muss ich einfach sagen, dass dies genau die Art ist, wie Beethoven gespielt werden sollte“, schrieb Magnus Andersson auf musikkritikk.no.

Im Oktober 2021 erhielt Ragnhild Hemsing den renommierten Opus-Klassik-Preis in der Kategorie „Klassik ohne Grenzen“ für ihr Album Røta und trat auch bei der Preisverleihungsgala im Konzert­haus Berlin auf, welche live im ZDF übertragen wurde. Nach ihrem erfolgreichen Debüt beim Beethovenfest Bonn im Jahr 2013 erhielt Ragnhild Hemsing den Beethoven-Ring, der jährlich vom Verein „Bürger für Beethoven“ an eine*n Künstler*in des Festivals verliehen wird. 2018 wurde sie vom Norwegischen Kulturrat zum Mitglied der Expertengruppe für „Tourneeaktivitäten“ ernannt. Seit 2021 ist sie Beraterin des Nordisch-baltischen Mobilitätsprogramms für Kultur.

2013 gründete Ragnhild Hemsing zusammen mit ihrer Schwester Eldbjørg Hemsing das „Hemsing Festival“, das die beiden seither gemeinsam leiten. Das Kammermusikfestival findet jedes Jahr im Februar in ihrer Heimatstadt Aurdal in der Region Valdres statt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.hemsingfestival.com.

Ragnhild Hemsing spielt eine Violine von Francesco Ruggeri (Cremona, 1694) und eine Hardangerfiedel, die früher gespielt wurde vom Violinisten und Komponisten Ole Bull (1810-1880), dem "Paganini des Nordens"; beide Instrumente sind großzügige Leihgaben der Stiftung Dextra Musica.

Stand: Dezember 2023